In einer zunehmend digitalen Welt erscheint das händische Schreiben fast wie ein rühriger, gleichzeitig aber zeitraubender Anachronismus. Doch ein näherer Blick zeigt, dass die althergebrachte Technik viel mehr Vorteile als die reine Verschriftlichung von Informationen mit sich bringt. Und das nicht nur im Privatleben, sondern ausdrücklich auch in beruflicher Hinsicht. Es gibt also viele Gründe, sich auf die Spuren einer lange gepflegten, mittlerweile aber etwas altmodisch wirkenden Kulturgeschichte zu begeben.
Von der Hand ins Hirn: eine echte Erfolgsgeschichte
Das händische Schreiben aktiviert Hirnareale, die beim Tippen nur wenig beansprucht werden. Studien zeigen, dass Handschrift die Konnektivität zwischen verschiedenen Hirnregionen fördert, insbesondere in den Bereichen, die für Gedächtnis und Lernen zuständig sind. Auch die Kreativität und das Rhythmusgefühl sind in diesen Bereichen verortet, sodass ein Training auch zu Erfolgen beim Erlernen einer Fremdsprache oder eines Instruments führt.
Interessant in diesem Zusammenhang: Die langsame Geschwindigkeit des Schreibens zwingt dazu, Informationen bewusster zu verarbeiten, was sich positiv auf das Verständnis und die Merkfähigkeit auswirkt. Bereits beim händischen Beschriften eines Briefumschlags trainiert man nicht nur das Gefühl in den Fingern, sondern auch die Fähigkeit, sich auf Details zu konzentrieren.
Zudem wirkt das Schreiben von Hand beruhigend auf die Psyche. Es hilft, Stress abzubauen, Gedanken zu ordnen und Emotionen zu verarbeiten. Viele Menschen erleben beim Schreiben einen Zustand des „Flows“, in dem sie völlig in der Tätigkeit aufgehen. Von der ersten Zeile auf dem Briefpapier bis zum Adressfeld auf dem Briefumschlag fügt sich alles zu einer harmonischen Einheit.
Die Handschrift ist auch aus dem Berufsalltag nicht wegzudenken
Beim Meeting die wichtigsten Infos mitschreiben, eine Notiz für die Kollegin hinterlassen oder darauf hinweisen, dass noch Entkalker in der Kaffeemaschine ist: Zwar gibt es längst für all diese Vorhaben digitale Hilfsmittel, doch nur Zettel und Stift sind wirklich universell einsetzbar. Sogar Emoticons kann man mittels Kugelschreiber schneller auf Papier zaubern, als sie sich im Messenger heraussuchen lassen. Und selbstverständlich kann man auch Teile der geschäftlichen Korrespondenz handschriftlich erledigen. Zwar entsteht das formelle Anschreiben längst am Computer, um anschließend per E-Mail (oder seltener noch per Briefumschlag) auf den Weg gebracht zu werden. Doch gerade in nach wie vor postalisch verschickten Sendungen macht sich ein kurzer, handschriftlicher Gruß noch besser als das ein beigelegtes Schokoladentäfelchen.
Fazit? Das händische Schreiben bleibt aktuell
Niemand wird die Uhr ins analoge Zeitalter zurückdrehen. Doch gerade deshalb löhnt es sich, die verschiedenen Kulturtechniken rund um Stift, Briefpapier und Briefumschlag etwas näher zu betrachten. Denn auch wenn der überwiegende Teil der schriftlichen Korrespondenz (etwa das Bewerbungsschreiben auf Englisch) weiterhin per E-Mail oder über einen Messenger an sein Ziel kommt, gibt es weiterhin Gelegenheiten für einen handschriftlichen Brief. Besonders wichtig ist er für persönliche, zu besonderen Gelegenheiten verschickten Schreiben: Für die Einladung zur Hochzeit oder Kindstaufe, aber auch beim Jubiläumsgruß, der Geburtstagskarte oder der Beileidsbekundung bleibt die Handschrift geradezu obligatorisch – sowohl privat als auch im Beruf.