1. Was ist eine Schnarchschiene?
a. Die Regel des Schnarchens
Schnarchen ist ein weit verbreitetes Phänomen, das etwa 20-30% der Erwachsenen betrifft. Bei Männern über 60 Jahren liegt die Rate sogar bei bis zu 60%. Schnarchen entsteht, wenn die Atemwege während des Schlafs teilweise blockiert werden, wodurch die Weichteile im Rachenraum – insbesondere das Gaumensegel, die Uvula (Zäpfchen) und die seitlichen Rachenwände – in Schwingung geraten. Diese Schwingungen erzeugen das typische Schnarchgeräusch.
Die häufigsten Ursachen für Schnarchen sind:
- Erschlaffung der Rachenmuskulatur im Schlaf
- Anatomische Besonderheiten wie ein verengter Rachenraum
- Vergrößerte Mandeln oder Polypen
- Übergewicht mit verstärkter Fetteinlagerung im Halsbereich
- Alkoholkonsum, der die Muskelerschlaffung verstärkt
- Rückenlage während des Schlafs
- Verstopfte Nase durch Allergien oder Erkältungen
- Altersbedingter Verlust der Muskelspannung
Schnarchen kann von leichten, gelegentlichen Atemgeräuschen bis hin zu lautem, regelmäßigem Schnarchen mit kurzen Atemaussetzern (Apnoen) reichen.
b. Die Notwendigkeit einer Schnarchschiene
Eine Schnarchschiene, auch als Protrusionsschiene oder Unterkieferprotrusionsschiene (UPS) bezeichnet, kann in folgenden Situationen notwendig werden:
- Bei regelmäßigem, störendem Schnarchen, das die Schlafqualität des Partners beeinträchtigt
- Bei leichter bis mittelschwerer obstruktiver Schlafapnoe (OSA), wenn eine CPAP-Therapie nicht toleriert wird
- Als Alternative zur CPAP-Therapie (Continuous Positive Airway Pressure) bei Reisen
- Bei Schnarchen mit Tagesmüdigkeit und anderen Symptomen, die auf eine Schlafstörung hindeuten
- Wenn konservative Maßnahmen wie Gewichtsreduktion, Schlafhygiene oder Seitenlage nicht ausreichend helfen
Medizinisch notwendig werden Schnarchschienen insbesondere dann, wenn das Schnarchen mit gesundheitlichen Risiken wie Bluthochdruck, erhöhtem Herzinfarkt- oder Schlaganfallrisiko verbunden ist oder wenn die Tagesmüdigkeit zu Konzentrationsstörungen und Unfallgefahr führt.
c. Verordnung und Versorgung von Schnarchschienen
Der Weg zu einer Schnarchschiene beginnt in der Regel mit einer Untersuchung durch einen HNO-Arzt oder Schlafmediziner. Folgende Schritte sind typisch:
- Anamnese und Untersuchung: Der Arzt erfasst die Krankengeschichte und führt eine körperliche Untersuchung durch, um anatomische Ursachen des Schnarchens zu identifizieren.
- Schlafdiagnostik: Bei Verdacht auf Schlafapnoe wird eine Schlafuntersuchung (Polysomnographie) im Schlaflabor oder eine ambulante Polygraphie durchgeführt.
- Verordnung: Bei entsprechender Indikation stellt der Arzt eine Verordnung für eine Schnarchschiene aus.
- Zahnärztliche Untersuchung: Ein Zahnarzt mit Erfahrung im Bereich Schlafmedizin überprüft den Zustand der Zähne und des Kiefergelenks, da für die Anwendung einer Schnarchschiene ausreichend gesunde Zähne und eine gute Mundgesundheit erforderlich sind.
- Anpassung der Schiene: Der Zahnarzt nimmt Abdrücke oder digitale Scans vom Gebiss und passt die Schnarchschiene individuell an.
- Einweisung und Anpassung: Nach der Anfertigung erfolgt eine Einweisung in die Handhabung der Schiene und gegebenenfalls eine schrittweise Anpassung der Protrusion (Vorschub des Unterkiefers).
- Kontrollen: Regelmäßige Nachkontrollen sind wichtig, um die Wirksamkeit zu überprüfen und mögliche Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen.
Für die Versorgung sind spezialisierte Zahnärzte, teilweise mit einer Zusatzqualifikation in zahnärztlicher Schlafmedizin, oder interdisziplinäre Zentren für Schlafmedizin geeignete Anlaufstellen.
d. Kostenübernahme durch die Krankenkasse
Die Kostenübernahme für Schnarchschienen durch die gesetzlichen Krankenkassen ist in Deutschland an bestimmte Voraussetzungen geknüpft:
- Bei obstruktiver Schlafapnoe: Wenn eine leichte bis mittelschwere OSA diagnostiziert wurde (Apnoe-Hypopnoe-Index zwischen 5 und 30) und eine CPAP-Therapie nicht erfolgreich ist oder nicht toleriert wird, übernehmen die Krankenkassen in der Regel die Kosten.
- Bei primärem Schnarchen ohne Schlafapnoe: Hierbei handelt es sich meist um eine Selbstzahlerleistung, da reines Schnarchen ohne Atemaussetzer nicht als behandlungsbedürftige Erkrankung gilt.
- Kostenvoranschlag: Vor der Behandlung sollte ein Kostenvoranschlag bei der Krankenkasse eingereicht werden, um die Kostenübernahme zu klären.
- Genehmigungsverfahren: Die Krankenkasse prüft auf Basis der ärztlichen Verordnung und des Befunds aus dem Schlaflabor, ob die medizinische Notwendigkeit gegeben ist.
Die Kosten für eine individuell angepasste Schnarchschiene liegen je nach Material, Herstellungsverfahren und Komplexität zwischen 500 und 1.200 Euro. Hinzu kommen Kosten für Nachkontrollen und gegebenenfalls Anpassungen.
Private Krankenversicherungen übernehmen die Kosten häufig auch bei primärem Schnarchen, abhängig vom jeweiligen Tarif und den Versicherungsbedingungen.
e. Lebensdauer und Pflege einer Schnarchschiene
Die Lebensdauer einer Schnarchschiene hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Material: Hochwertige Materialien wie spezieller Kunststoff oder Kombimaterialien sind langlebiger.
- Konstruktion: Zweiteilige Schienen mit Metallverbindungen können anfälliger für Defekte sein als einteilige Modelle.
- Nutzungsintensität: Tägliches Tragen führt zu schnellerem Verschleiß.
- Zähneknirschen: Bei starkem Bruxismus kann die Lebensdauer deutlich verkürzt sein.
- Pflege: Regelmäßige und korrekte Reinigung verlängert die Haltbarkeit.
Bei guter Pflege kann eine qualitativ hochwertige Schnarchschiene etwa 2-5 Jahre halten, bevor sie ersetzt werden muss.
Für die richtige Pflege einer Schnarchschiene empfehlen sich folgende Maßnahmen:
- Tägliche Reinigung: Morgens nach dem Tragen mit einer weichen Zahnbürste und milder Seife oder speziellem Reinigungsmittel für Zahnschienen reinigen.
- Vermeidung von heißem Wasser: Hohe Temperaturen können das Material verformen.
- Regelmäßige Desinfektion: Einmal wöchentlich mit speziellen Reinigungstabletten für Zahnschienen oder verdünntem Mundwasser.
- Trockene Aufbewahrung: Nach der Reinigung gut trocknen lassen und in der mitgelieferten Aufbewahrungsbox lagern.
- Vermeidung von aggressiven Reinigungsmitteln: Keine Bleichmittel oder alkoholhaltige Lösungen verwenden.
- Regelmäßige Kontrollen: Halbjährliche Überprüfung durch den Zahnarzt auf Passform und Materialintegrität.
Eine gute Pflege ist nicht nur für die Lebensdauer, sondern auch für die Hygiene und damit die Gesundheit des Trägers wichtig.
2. Wie funktioniert eine Schnarchschiene?
a. Auswirkungen von Schnarchen auf den Schlaf
Schnarchen beeinträchtigt nicht nur den Schlaf des Partners, sondern kann auch erhebliche Auswirkungen auf die eigene Schlafqualität haben:
- Fragmentierter Schlaf: Auch wenn die schnarchende Person sich dessen nicht bewusst ist, kann Schnarchen zu häufigen Mikroaufwachreaktionen führen, die den Tiefschlaf stören.
- Reduzierte Sauerstoffsättigung: Bei obstruktiver Schlafapnoe kommt es zu wiederholten Atemaussetzern mit Abfall der Sauerstoffsättigung im Blut, was den Körper in Stress versetzt.
- Erhöhte Stresshormone: Die nächtlichen Atmungsprobleme führen zu einer Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol.
- Tagesmüdigkeit: Die gestörte Schlafarchitektur führt zu unzureichender Erholung und chronischer Müdigkeit am Tag.
- Konzentrationsstörungen: Die kognitive Leistungsfähigkeit kann durch den gestörten Schlaf beeinträchtigt sein.
- Morgendliche Kopfschmerzen: Durch die nächtliche Sauerstoffunterversorgung können Kopfschmerzen am Morgen auftreten.
- Stimmungsschwankungen: Reizbarkeit, Ungeduld und depressive Verstimmungen können Folge des gestörten Schlafs sein.
Langfristig kann unbehandeltes Schnarchen, insbesondere in Verbindung mit Schlafapnoe, zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen wie Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, erhöhtem Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall sowie Diabetes mellitus beitragen.
b. Marktübersicht von Schnarchschienen
Auf dem Markt gibt es verschiedene Arten von Schnarchschienen, die sich in Qualität, Anpassungsfähigkeit und Preis unterscheiden:
- Individuell angepasste Schnarchschienen (vom Zahnarzt):
- Werden nach Abdruck oder digitalem Scan des Gebisses individuell hergestellt
- Optimale Passform und höchster Tragekomfort
- Präzise Einstellung der Protrusionsposition möglich
- Lange Haltbarkeit (2-5 Jahre)
- Hohe Kosten (500-1.200 Euro)
- Beispiele: SomnoDent, IST-Schiene, Narval CC, Silensor
- Thermoplastische Schnarchschienen („Boil and Bite“):
- Werden in heißem Wasser erwärmt und dann an das Gebiss angepasst
- Mittlerer Preis (30-150 Euro)
- Begrenzte Lebensdauer
- Weniger präzise Passform
- Geringere Anpassungsmöglichkeiten
- Beispiele: SnoreBan, SomnoFit, ZQuiet
- Fertige Schnarchschienen (ohne individuelle Anpassung):
- Sofort einsetzbar
- Niedrigster Preis (10-50 Euro)
- Geringster Tragekomfort
- Höchstes Risiko für Nebenwirkungen
- Kurze Lebensdauer
- Beispiele: Diverse Produkte aus Online-Shops und Apotheken
- Elektronisch gesteuerte Schnarchschienen:
- Mit Sensoren zur Erkennung von Schnarchen und Apnoen
- Automatische Anpassung der Position während des Schlafs
- Überwachung und Aufzeichnung von Schlafdaten
- Sehr hoher Preis (über 1.500 Euro)
- Technisch aufwendig
- Beispiel: aer̅io System
Die Wirksamkeit und Verträglichkeit steigt in der Regel mit dem Grad der individuellen Anpassung. Zahnärztlich angepasste Schienen bieten das beste Verhältnis von Wirksamkeit und Nebenwirkungen.
c. Unterschiedliche Arten von Schnarchschienen
Schnarchschienen lassen sich nach verschiedenen Funktionsprinzipien unterscheiden:
- Unterkieferprotrusionsschienen (UPS) / Mandibular Advancement Devices (MAD):
- Häufigster Typ von Schnarchschienen
- Halten den Unterkiefer in einer vorverlagerten Position
- Verhindern das Zurückfallen der Zunge und erweitern den Rachenraum
- Können einteilig oder zweiteilig sein
Zweiteilige UPS:
- Bestehen aus separaten Schienen für Ober- und Unterkiefer, die durch Verbindungselemente verbunden sind
- Ermöglichen Seitwärtsbewegungen des Unterkiefers
- Erlauben präzise Einstellung des Vorschubs
- Beispiele: SomnoDent, Narval CC, IST-Schiene
Einteilige UPS:
- Aus einem Stück gefertigt
- Fixieren den Unterkiefer in einer vorbestimmten Position
- Weniger Bewegungsfreiheit
- Beispiele: SomnoGuard AP, TheraSnore
- Zungenretainer / Tongue Retaining Devices (TRD):
- Halten die Zunge durch Unterdruck in einer vorverlagerten Position
- Keine Befestigung an den Zähnen
- Geeignet für Patienten mit unzureichendem Zahnbestand oder Kiefergelenksproblemen
- Beispiele: aveoTSD, Good Morning Snore Solution
- Gaumenplatten / Palatal Lifting Devices:
- Stabilisieren das Gaumensegel
- Verhindern Vibrationen im weichen Gaumen
- Weniger verbreitet als UPS
- Beispiel: SnoreEx
- Kombinationsgeräte:
- Verbinden verschiedene Wirkprinzipien
- Zum Beispiel UPS mit integriertem Zungenhalter
- Können bei komplexen Fällen wirksamer sein
- Beispiel: Somnowell
- CPAP-Alternativen mit integrierter Schnarchschiene:
- Verbinden die Prinzipien einer Schnarchschiene mit einem geringen Überdruck
- Niedrigerer Druck als bei klassischen CPAP-Geräten
- Beispiel: Hybrid-Therapie mit OrthoPV
Die Wahl der geeigneten Schnarchschiene hängt von individuellen Faktoren wie der Ursache des Schnarchens, dem Zustand der Zähne und des Kiefergelenks sowie persönlichen Präferenzen ab.
d. Anwendung und Tragekomfort einer Schnarchschiene
Der Tragekomfort einer Schnarchschiene ist entscheidend für die langfristige Nutzung und damit den Therapieerfolg. Folgende Aspekte beeinflussen den Tragekomfort:
Anwendung:
- Eingewöhnungsphase: Die meisten Patienten benötigen etwa 1-3 Wochen, um sich an das Tragen der Schiene zu gewöhnen.
- Schrittweise Anpassung: Bei adjustierbaren Schienen wird der Unterkiefervorschub oft schrittweise erhöht, beginnend mit einer minimalen Protrusion.
- Tragedauer: Die Schiene sollte idealerweise die gesamte Nacht getragen werden, mindestens jedoch 6 Stunden.
- Regelmäßige Nutzung: Für einen optimalen Effekt sollte die Schiene jede Nacht getragen werden.
Faktoren für den Tragekomfort:
- Passform: Eine präzise Passform ohne Druckstellen ist essentiell.
- Material: Modernes, hypoallergenes Kunststoffmaterial minimiert Reizungen.
- Design: Schlanke Konstruktionen mit minimaler Beeinträchtigung des Mundraums sind komfortabler.
- Bewegungsfreiheit: Schienen, die seitliche Bewegungen des Unterkiefers ermöglichen, werden oft als angenehmer empfunden.
- Atemöffnungen: Integrierte Luftöffnungen erleichtern die Mundatmung, falls nötig.
Mögliche Beschwerden und Lösungen:
- Verstärkter Speichelfluss: Tritt typischerweise in den ersten Tagen auf und normalisiert sich meist von selbst.
- Mundtrockenheit: Kann durch angepasste Mund- oder Nasenöffnungen in der Schiene gelindert werden.
- Druckgefühl auf den Zähnen: Morgens nach dem Herausnehmen der Schiene normal, sollte innerhalb von 30 Minuten abklingen.
- Kiefergelenkschmerzen: Bei Auftreten sollte die Protrusion verringert oder die Passform überprüft werden.
- Zahnverschiebungen: Bei ersten Anzeichen sollte der Zahnarzt konsultiert werden, der die Schiene anpassen kann.
Tipps zur Verbesserung des Tragekomforts:
- Regelmäßige Kontrollen: Halbjährliche Überprüfung durch den Zahnarzt zur Anpassung der Passform.
- Behutsame Steigerung: Langsame Steigerung der Tragedauer und des Unterkiefervorschubs.
- Kombination mit anderen Maßnahmen: Ergänzende Maßnahmen wie Seitenlage oder Gewichtsreduktion können die notwendige Protrusion reduzieren.
- Entspannungsübungen: Kieferentspannung vor dem Schlafengehen kann den Tragekomfort verbessern.
Ein optimaler Tragekomfort ist ein Balanceakt zwischen maximaler Wirksamkeit und minimalen Nebenwirkungen. Die individuell angepasste Einstellung durch einen erfahrenen Zahnarzt ist hierbei entscheidend.
e. Schnarchschienen als Lösung für Schnarchen und Schlafapnoe
Schnarchschienen können eine effektive Lösung für verschiedene Formen von schlafbezogenen Atmungsstörungen sein:
Wirksamkeit bei primärem Schnarchen:
- Reduzierung der Schnarchgeräusche bei 70-80% der Patienten
- Deutliche Verbesserung der Schlafqualität des Partners
- Höhere Erfolgsrate bei Rückenschläfern und bei Schnarchen, das durch eine rückverlagerte Zunge verursacht wird
- Geringere Wirksamkeit bei Schnarchen aufgrund von Nasenproblemen oder stark übergewichtigen Patienten
Wirksamkeit bei obstruktiver Schlafapnoe (OSA):
- Bei leichter bis mittelschwerer OSA (AHI 5-30) Reduktion des Apnoe-Hypopnoe-Index um durchschnittlich 50-60%
- Erfolgsraten (Reduktion des AHI auf unter 5 oder um mindestens 50%) zwischen 40-70%
- Verbesserung der Sauerstoffsättigung während des Schlafs
- Reduzierung von Tagesmüdigkeit und assoziierten Symptomen
- Wirksame Alternative, wenn CPAP-Therapie nicht toleriert wird oder bei Reisen
Vorteile gegenüber anderen Therapieoptionen:
- Im Vergleich zu CPAP:
- Geräuschlos
- Keine externe Stromversorgung nötig
- Einfacher zu transportieren
- Keine Gesichtsmaske
- Geringere Auswirkungen auf den Schlaf des Partners
- Höhere langfristige Compliance (60-70% vs. 50-60% bei CPAP)
- Im Vergleich zu operativen Eingriffen:
- Nicht-invasiv
- Keine Operationsrisiken
- Reversibel
- Kostengünstiger
- Bei unzureichender Wirksamkeit können andere Therapien noch angewendet werden
Grenzen der Schnarchschienentherapie:
- Weniger wirksam bei schwerer Schlafapnoe (AHI > 30)
- Voraussetzung sind ausreichend eigene Zähne mit guter Verankerung
- Bei krankhaften Veränderungen des Kiefergelenks oft kontraindiziert
- Nicht geeignet bei vorwiegend zentralen Schlafapnoen
- Wirksamkeit kann bei starkem Übergewicht (BMI > 35) eingeschränkt sein
- Bei ausgeprägten anatomischen Veränderungen (z.B. große Tonsillen) möglicherweise nicht ausreichend
Langzeitperspektive:
- Kontinuierliche Nutzung erforderlich, da nach Absetzen die Symptome zurückkehren
- Regelmäßige Nachkontrollen zur Überprüfung der Wirksamkeit und Anpassung notwendig
- Bei progressiver Schlafapnoe kann ein Wechsel zu CPAP erforderlich werden
- Kombinationstherapien (z.B. Schnarchschiene plus Gewichtsreduktion oder Lagetraining) können die Erfolgsrate erhöhen
Die Entscheidung für oder gegen eine Schnarchschiene sollte auf Basis einer umfassenden Diagnostik und unter Berücksichtigung individueller Faktoren gemeinsam von Schlafmediziner, Zahnarzt und Patient getroffen werden. Eine Nachkontrolle im Schlaflabor zur Überprüfung der Wirksamkeit ist bei diagnostizierter Schlafapnoe empfehlenswert.
Fazit
Schnarchschienen stellen eine wirksame, nicht-invasive Behandlungsoption für primäres Schnarchen und leichte bis mittelschwere obstruktive Schlafapnoe dar. Sie verbessern nicht nur die Schlafqualität des Betroffenen und seines Partners, sondern können auch langfristige gesundheitliche Risiken reduzieren.
Die Wirksamkeit und Verträglichkeit hängen stark von der individuellen Anpassung durch einen erfahrenen Zahnarzt ab. Fertige Schnarchschienen aus dem Internet oder der Apotheke bieten selten einen vergleichbaren Nutzen und können sogar zu Schäden an Zähnen und Kiefergelenk führen.
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Schlafmedizinern und spezialisierten Zahnärzten ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Therapie. Mit der richtigen Schiene, einer sorgfältigen Anpassung und regelmäßigen Kontrollen kann die Schnarchschienentherapie für viele Betroffene eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität bewirken.